Donnerstag, 27. Mai 2010

Auf Du und Du mit Kim Jong-Il

Schlag auf Schlag geht es dahin mit Blog-Updates! Die Ereignisse überschlagen sich ja auch geradezu ;) Dieses Mal werden die Zeilen dem Besuch im War Memorial Museum und der DMZ gewidmet. Eine volle Ladung inner-koreanischer Krieg und kommunistischer Norden also. Begonnen wird mit einer kurzen Schilderung des Museumsbesuch den Birdi und ich in Peters Abwesenheit durchgeführt haben.

Während unser Kärntner eine seiner unzähligen Reisen durch den asiatischen Kontinent unternahm, überlegten wir Daheimgebliebenen uns ebenfalls ein interessantes Programm. Schnell wurde beschlossen das War Memorial Museum zu besichtigen. Ein Ort der sich vornehmlich mit dem koreanischen Krieg zwischen 1950 bzw. 1953 beschäftigte. Bereits am Vorplatz des Museums konnten wir Kriegsgeräte wie Panzer, Flaks, Militärhelikopter und auch Flugzeuge besichtigen. Danach ging es durch die Gänge, die uns allerhand Interessantes über diese Zeit lehrten. Von kurzen Videos über echte Relikte bis zu einer Ehrung der Uniformen und Flaggen der befreundeten Nationen reichten die Ausstellungsstücke. Nettes Detail am Rande: Die militärische Großmacht Luxemburg beteiligte sich mit der massiven Truppenanzahl von 43 Mann (12 Verletzte und Gott sei dank keine Toten) ebenfalls am Krieg auf der koreanischen Halbinsel! Anbei jetzt noch ein paar Bilder:





Hiermit möchte ich aber dann schon zum eigentlichen Highlight dieser Zeilen (und aus meiner Sicht sicher eines der Glanzlichter des gesamten Auslandssemesters) kommen: Dem Trip an die nordkoreanische Grenze. Da uns Sicherheit sehr am Herzen liegt haben wir keine gewöhnliche Tour in den Norden gebucht sondern eine durch das US-amerikanische Militär geleitete Führung. Die Anreise erfolgte mit dem Bus und nach gut 2 Stunden kamen wir schließlich beim Auftaktpunkt dieses äußerst interessanten Tages an. Und dieser hätte kaum spektakulärer sein können. Uns wurde Zugang zum dritten von insgesamt fünf Infiltrationsstollen der Nordkoreaner gewährt! Dieser war knapp 2 m breit und je nach Teilstück zwischen 1,50 und 1,90 m hoch. Man kann sich also vorstellen, dass insbesondere Birdi seine helle Freude hatte. Die Vorstellung, dass der Norden schon bis auf südkoreanisches Territorium vorgedrungen war, wenn auch nur unterirdisch kann schon etwas Beklemmendes haben. Als der Süden schlussendlich diesen Tunnel entdeckt hatte, zeigten Kim Il-Sung und seine Kommunistenfreunde große Kreativität in Sachen Ausreden. Zuerst einmal wurde ganz einfach abgestritten, dass dies ein nordkoreanischer Tunnel sei, es sei nichts als plumpe westliche Propaganda. Da aufgrund der Spuren, die die Sprengsätze hinterließen aber bald zweifelsfrei bewiesen wurde, dass man Sprengungen Richtung Süden vornahm, änderte das Regime seine Taktik. Mit einem enorm hohen Maß an Glaubwürdigkeit ließen die Nordkoreaner wissen, dass dies sehr wohl ihr Tunnel sei aber dieser nur zum friedlichen Kohleabbau genutzt wurde. Ein "Fakt", der mittels eilig schwarz angepinselten Wänden untermauert werden sollte. Allerdings ist die ganze angesprochene Gegend pures Granitgestein und es wurde dort niemals auch nur ein Stück Kohle vorgefunden. Schwarze Farbe hin oder her!





Nach diesem sehr beeindruckenden Ausflug 80 m unter die Erdoberfläche, standen ein paar Propagandafilmchen des Südens auf dem Programm. Hier wurde vom heldenhaften Kampf für Demokratie und Freiheit der südlichen Truppen in höchsten Tönen geschwärmt. Defacto war die Republik Korea bis Mitte der 80er Jahre von mehr oder minder diktatorischen Militärregierungen geführt. Danach stand ein Besuch auf einer Aussichtsplattform an, der uns einen Blick in die zweitgrößte Stadt Nordkoreas erlaubte. Dort steht übrigens ein Monument, dass einen der "aufsehenerregendsten" propgandistischen Siegs der Kommunisten über den kapitalistischen Süden darstellt. Jahrelang gab es einen Wettlauf darum wer den größten Fahnenmast der Welt für sich beanspruchen kann und nach mehreren wechselseitigen Versuchen sich zu übertrumpfen gab Südkorea schließlich auf. Doch ein kleiner Sieg blieb ihnen: Die größte Flagge der Welt wird auf Seiten des Südens gehisst! Glücklich, wer sich mit solchem Schwachsinn die Zeit vertreiben kann ;)




Nächster Programmpunkt war der Besuch eines Verbindungsbahnhofes zwischen den beiden Koreas bei dem uns im Gegensatz zu dem sonst sehr dicht gedrängten Zeitplan fast 20 min eingeräumt wurden. Unsere Begeisterung für diesen Ort unterstreicht folgendes Birdi-Zitat: "Zu wos intaressiert mi a deppata Baunhof, wo ned amoi Züge foahn!". Mehr Worte sollten über dieses minder-interessante Bauwerkt auch nicht verloren werden.




Schließlich und endlich kamen wir in das Herzstück der DMZ (demilitarisierten Zone), die UNO-Gebäude und das Haus des Friedens. Letzeres ist ein Gebäude wo sich Familien, die durch den Krieg getrennt wurden in unregelmäßigen Abständen treffen können. Doch nun zum Gebiet des UN-Pavillions: Die Stimmung war einzigartig angespannt. Von nordkoreanischer Seite wurden wir von einem Soldaten permanent mit einem Fernglas beobachtet. Schließlich wurden wir in das Gebäude vorgelassen, dass sich je zur Hälfte auf süd- bzw. nordkoreanischen Grund und Boden befindet. Ständig bewacht wurden wir dabei von zwei Soldaten der ROK-Army, die beide zudem ausgebildete Meister in Taekwondo waren. Die Tatsache, dass wir uns ihnen bis auf 20 cm näherten beweist unseren Heldenmut ;). Für mich jedenfalls war es ein sowohl sonderbares als auch unglaublich faszinierendes Gefühl den Boden des letzten stalinistischen Landes dieser Erde zu berühren. Nachdem wir das Haus in dem schon Kapazunder der internationalen Weltpolitik wie Kofi Annan, Colin Powell oder George Bush (gut der Begriff Kapazunder ist für diesen Hirsch vermutlich falsch gewählt) Platz nahmen, verließen wurden uns weitere sehr interessante Punkte des Grenzgebietes gezeigt.









So besuchten wir beispielsweise die Bridge of no return, eine unscheinbare Brücke bei der nord- bzw. südkoreanische Kriegsgefangene nach Ende der bewaffneten Auseinandersetzung entscheiden mussten wohin sie sich wenden wollten: Richtung Norden oder Richtung Süden. Jedenfalls mussten sie die Entscheidung schnell treffen und endgültig war sie auch. Wer einmal die Brücke passierte, durfte nie mehr umkehren. No return eben... Weiters wurde uns noch die Aussicht auf ein kleines nordkoreanisches Propagandadorf ermöglicht. Eine Stadt, die jederzeit dazu bereit ist Menschen aus der ganzen Welt im sozialistischen Arbeiterparadies aufzunehmen um ihnen die Möglichkeit zu geben die Freuden des Kommunismus hautnah zu erleben. Das Dorf selbst besteht übrigens aus weitgehend unbenutzen schön herausgeputzen Häuschen, die teilweise nicht einmal Fußböden bzw. Decken verbaut haben. So brennt in einem Hochhaus dann meistens entweder überall oder gar kein Licht! Weitere Punkte unserer Reise waren südkoreanische Aussichtsplattformen, ein Denkmal sowie das Hauptquartier der UN-Truppen in diesem Gebiet. Abgeschlossen wurde dieser denkwürdige Tag mit einem völlig überteuerten Abendessen in einer unpersönlichen Großküche.



Alles in allem lässt sich sagen, dass das wohl einer der interessantes Tage während meines gesamten Auslandssemester war. Und wer weiß ob angesichts der jetzigen Situation so ein Besuch in Zukunft überhaupt noch möglich ist.

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